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                                                [Hans Olde d. Jüngere]

Hans Olde der Ältere
Angefangen hatte es eigentlich mit dem Kieler Philosophen Erich von Berger und seinem Verwalter, Pächter und Nachbesitzer Johann Hinrich Wriedt, der einen Enkel bekommen sollte mit wenig Neigung zur Landwirtschaft: Hans Olde (der Ältere) erlernte zwar den Beruf des Landwirtes, wandte sich aber der Malerei zu. Ein tiefes Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn war die Folge. Es hätte nicht viel gefehlt und Hans Olde hätte Seekamp endgültig den Rücken gekehrt. Der alte Olde versöhnte sich erst mit dem Berufswunsch des Sohnes, als dieser für das Ölgemälde eines preisgekrönten, vom Vater verkauften Stiers angeblich die Summe von damals fast unglaublichen 8000 Mark bekam. Der Vater soll für den Stier gerade den zehnten Teil davon bekommen haben, ganze 800 Mark. Nach Vermittlung des Malers Lovis Corinth, der mit Hans Olde befreundet war, - vor allem aber wegen der eindrucksvollen Preise der Bilder seines Sohnes - akzeptierte der Alte das, was ohnehin nicht zu ändern war und Oldes bleibenden Ruhm sichern sollte. Als im Jahr 1895 der Sohn des Malers,  auch ein Hans (Hans Olde der Jüngere), geboren wurde, ahnte niemand, daß mit diesem Olde zwar die künstlerische Tradition Seekamps weitergeführt werden sollte, aber gleichzeitig ein Ende der Landwirtschaft auf dem Hof vorbestimmt war.  Der jüngere Hans sollte - wie er später doch recht verbittert über „sein" Seekamp schrieb - der letzte Olde auf Seekamp sein.

Hans Olde der Ältere (genau: Johannes Wilhelm Olde) wurde 1855 noch in Süderau/Wilster Marsch in Holstein geboren. Hans Olde, d.Ä.,  kam als 13jähriger nach Seekamp, machte sein Abitur am Kieler Realgymnasium und absolvierte Lehrzeit und Tätigkeit in der Landwirtschaft. Von 1879 bis 1884 studierte er an der Kunstakademie in München und - nach Studienaufenthalten in Oberitalien und auf Fanø 1886 - auf einer bedeutenden Privatakademie in Paris. Nach weiteren Studienaufenthalten in München und Paris siedelte er (wieder) über nach Seekamp, wo im Wriedtschen Altenteiler-Haus im Atelier viele seiner berühmten Gemälde, aber auch Zeichnungen, Radierungen u.a. entstanden. 1902 wurde er  Professor an der Großherzoglich Sächsischen Kunstschule zu Weimar und  1911 an die Königliche Kunstakademie nach Kassel berufen, wo er 1917 starb. Wie wenig die Arbeit und das Leben in Weimar und wohl auch Kassel Oldes wahren Neigungen entsprachen, zeigt ein Zitat aus einem privaten Schreiben, in dem er von „Sehnsüchten an ein ruhiges Arbeiten auf Seekamp" spricht, wo er seine „besten Sachen gemacht habe". Aber auch die Zeit in Kassel sollte, wenn auch anders als die Zeit auf Seekamp, eine fruchtbare Schaffensperiode Oldes, allerdings seine letzte, sein. Schon zu Lebzeiten, mit 55 Jahren, zählte er zu den führenden Vertretern der Malerei unter freiem Licht, wie sie vor allem in Frankreich z.B. durch Claude Monet oder Vincent van Gogh, propagiert wurde.

Olde war also ein weit über die Grenzen unseres Landes bedeutender und bekannter Maler. Doch muß immer wieder betont werden, daß seine glücklichste und sehr fruchtbare Schaffensperiode die auf Seekamp war. Interessant ist hier anzumerken, daß Hans Olde bereits ein Hilfsmittel nutzte, welches unter Malern einerseits streng verpönt, aber andererseits immer wieder verwendet wurde, wenn auch nicht selten im Geheimen: die Photographie. Von einigen seiner Gemälde gibt es interessante und künstlerisch nicht unbedeutende Photostudien, wie zum Beispiel zum Gemälde „Kühe". Eine ganze Reihe Oldescher Lichtbilder gibt uns einen guten Einblick in das Leben auf dem Hof vor rund 100  Jahren. Eine Aufnahme mit Selbstauslöser zeigt Hans Olde bei der Arbeit am Bild des Dichters Liliencron zusammen mit diesem. Auf Seekamp entstand auch ein Bild, dessen Geschichte den Bogen zum heutigen Schilkseer und Seekamper Kulturleben schlägt: das in der Hamburger Kunsthalle befindliche, aber i.a. leider nicht ausgestellte Gemälde des greisen Klaus Groth. Dieses Bild entstand unmittelbar vor Klaus Groths Tode und ging zurück auf Porträt-Aufträge  für die  Zeitschrift „Pan". Berühmt ist auch sein Bild von der Erhebung Schleswig-Holsteins: Proklamation der Provisorischen Regierung vor dem alten Rathaus zu Kiel (1848):

Hans Olde war wie andere Künstler aus Kiel und seiner Umgebung lange Zeit in Vergessenheit geraten. Warum er, der den Begründern der klassischen Moderne zuzurechnen ist, heute nicht den Bekanntheitsgrad wie z.B. sein Freund Lovis Corinth hat, ist schwer zu sagen. Vielleicht liegt es an den Sujets seiner Bilder: Landschaften, Dichterportraits, Hafenbilder, vieles auf Seekamp gemalt mit Schilkseer Motiven. Themen wie Lovis Corinths „Salome", eine klassische femme fatale mit hoher erotischer Ausstrahlung, waren nicht Sache von Hans Olde. Immerhin war Olde eng mit Claude Monet verbunden, ohne jedoch die enge Beziehung zum Realismus aus den Augen zu verlieren. Obwohl wichtiger Protagonist der Freilichtmalerei, wurde er in deutschen Ländern als Porträtist bekannt. Noch heute findet man in Zeitschriften und Büchern immer wieder seine einzigartigen Darstellungen von Klaus Groth, Detlev von Liliencron und vor allem von Friedrich Nietzsche.

Bilder von Hans Olde, dem Älteren, sind in der Kunsthalle zu Kiel zu besichtigen.



Hans Olde,  d. Jüngere
Noch mehr als sein Vater hat auch der jüngere Hans sich frühzeitig eher zur Kunst - zunächst zur Musik, später erst zur Malerei -  als zur Landwirtschaft hingezogen gefühlt. Zur Zeit des Verkaufes von Hof Seekamp an die Stadt Kiel im Jahre 1926 verließ er Seekamp und seine Familie, verbrachte lange Studienzeiten in Frankreich und entwickelte seinen eigenen Stil durch konsequentes Selbststudium unter Anleitung ausgewählter Künstler und nicht durch akademische Ausbildung. Wie sein Vater blieb er der Darstellung des Gegenständlichen treu, wobei viele der Motive seiner geliebten Provence an van Gogh erinnern und die Bilder sich dennoch erheblich von dessen Malereien unterscheiden.  Nach schwerer Lungenerkrankung, die er Ende der 20er Jahre in Tirol auskurierte, fand er schließlich in Gauting in Bayern eine neue Heimat, wo er mit seiner 2. Frau Anita lebte und  noch heute seine Tochter aus 2. Ehe wohnt. Doch immer wieder kehrte er zurück nach Schilksee, besuchte seine Kinder aus 1. Ehe und schrieb ein vielbeachtetes Buch über den Ort seiner Kindheit. Wie sein Vater hinterließ er ein bedeutendes künstlerisches Werk, das zu seinem 100. Geburtstag 1995 mit einer Ausstellung auf Seekamp gewürdigt wurde.

ein weiteres Bild von Hans Olde, d. J.
 

Nachfolger der Oldes als Maler auf Seekamp
Nachdem Hans Olde der Ältere gestorben war, sein begabter Sohn den Mittelpunkt seines Lebens nach Süden verlegt hatte, wurden andere Künstler vom Ort des Schaffens der beiden Oldes angelockt. 1927 waren es - im Rahmen der Kinderrepublik und daher nur kurzfristig - die in Kiel leider vergessenen Grafiker Nils Brodersen und Richard Grune. Hier fanden sie einen frühen Höhepunkt ihres Künstlerschaffens. Ihre Arbeit in den Seekamper Tagen des Jahres 1927 stand im Kontext mit einer von Andreas Gayk gedachten sozialpädagogischen Aufgabe. Die Kinder sollten nicht nur gesunde Ernährung und Bewegung in frischer gesunder Luft erfahren, Gemeinsinn und verantwortungsbewußtes Handeln als mündiger Bürger lernen und leben, sondern in diesem Rahmen und Zusammenhang auch an Kunst und Ästhetik herangeführt werden. Schon vor der Kinderrepublik hatten Nils Brodersen und Andreas Gayk u.a. im Rahmen der Kieler Volkszeitung und für eine lustige gezeichnete Kinderserie zusammengearbeitet. Hierbei muß man allerdings betonen, daß es Nils Brodersen weniger um die sozialpädagogischen Absichten ging als um den Spaß, den er mit seinen Zeichnungen hatte, die man als Vorläufer-Produkte der späteren Comic-Szene betrachten kann. Auch Richard Grune kam durch Andreas Gayk zur Kinderrepublik. Er war wie Brodersen als Graphiker bekannt geworden, wenn auch hauptberuflich als Poizeibeamter tätig. Bedeutsam war Grunes frühe Beschäftigung mit dem Medium Photographie am Dessauer Bauhaus. Brodersen und Grune prägten als künstlerische Leiter der Kinderrepublik deren Ruf, mehr als nur ein Zeltlager zu sein, entscheidend mit. Noch heute beeindrucken ihre graphischen Arbeiten aus der Zeit genauso wie die filmischen Dokumente, die vor allem Grune zusammen mit den - seinerzeit völlig medienunerfahrenen - Kindern produzierte.

Daß die Arbeit der beiden Künstler für Schilksee und Seekamp nur eine Episode blieb, ist letztlich auf den Nationalsozialismus zurückzuführen. Grune verbrachte die Zeit des III. Reiches im KZ, im Gefängnis und wieder im KZ. Zeichnend überlebte er die Jahre von Quälerei und Demütigung. Brodersen überstand diese Zeit besser, wenn auch mit zeitweisem Arbeitsverbot und Rückzug ins Privatleben. Statt in pfiffiger und zeitkritischer Grafik übte er sich der Not gehorchend in unverfänglicher Landschaftsmalerei.

Nach dem Weggang des jüngeren Olde von Seekamp, nutzte der Prieser Maler Friedrich-Karl Gotsch, später erfolgreicher Schüler von Oskar Kokoschka, wiederholt das Seekamper Atelier. Wie  bei den Oldes zeigen viele Gemälde von Friedrich-Karl Gotsch Schilksee, vor allem Seekamper Motive. Unter seinen Werken befinden sich auch Porträts von Mitgliedern der Familie Olde.

1934 zog der Maler Werner Lange nach seiner Heirat, wohl hauptsächlich seiner schleswig-holsteinischen Frau zuliebe,  nach Kiel und Umgebung und kam mit Familie nach Seekamp. Hier verbrachte er einen großen Teil der Zeit bis zum 2. Weltkrieg im gleichen Haus, in dem Hans Olde, d. Ä., so erfolgreich gewirkt hatte. Die Ironie des Schicksal wollte es, daß nicht in der Rolle als Künstler, sondern als Soldaten zwei weitere gestaltende Künstler nach Seekamp verschlagen wurden: Willi Langbein und Hans Rickers, der Bruder von Karl Rickers, dem bekannten Kieler Journalisten und langjährigen Mitarbeiter von Andreas Gayk. Alle drei, Hans und Karl Rickers und Willi Langbein dienten längere Zeit beim Stab des FlaGruKo, dessen Teile u.a. im alten Fort Herwarth an der Schilkseer Grenze sowie im Gut Seekamp untergebracht waren. Wenn sie auch nicht als Künstler hierher gekommen waren, so haben sie doch versucht, auch während des Kriegsdienstes in Schilksee und Umgebung ihren künstlerischen Neigungen nachzugehen.

F.E. Wolperding
Von Wolperding, der ansonsten wenig mit Schilksee in Verbindung zu bringen ist, stammt eine der ersten Abbildungen des Schilkseer Kliffs, entstanden  zu einer Zeit, da es unbebaut, der Strand auch im Hochsommer noch menschenleer war.

Fritz Stoltenberg
Wie Wolperding gehört Stoltenberg zwar nicht zur Gruppe der Künstler, die ein besonderes Verhältnis zu Seekamp oder Schilksee hatten. Vielmehr waren beide weniger in Schilksee als in anderen Kieler Bereichen künstlerisch „Zuhause". Daß sie hier zu Ehren kommen, liegt an Schilkseer Motiven. Von Fritz Stoltenberg gibt es eine typische, von künstlerischer Freiheit stark geprägte Darstellung des Seebades Schilksee. Selbst für den Kenner des Badeortes wäre dieser ohne eine entsprechende Karteninschrift kaum zu identifizieren.  Denn solche tollen Häuser gab es an der Steilküste nie, dafür hat der Künstler anderes vergessen, was wichtig ist z.B. den Bülker Leuchtturm. Aber wie gesagt: künstlerische Freiheit! Und im Rahmen eines Werbe-Prospektes für die Bauten der Villenkolonie war seine Darstellung allerdings genau das Richtige

Künstler als Gäste auf Seekamp
Künstler ziehen andere Künstler nach sich. Das war schon immer so und ist auch nicht verwunderlich. Wenn sie auch nicht hier gelebt haben, so haben zwei Dichter intensiveren Kontakt mit Seekamp durch Hans Olde, d. Ä., gehabt. Die Rede ist von Klaus Groth und Detlev von Liliencron, welche Hans Olde auf Seekamp porträtierte. Der Maler Lovis Corinth wurde schon als gern gesehener Gast auf Seekamp genannt. Zur der illustren Gästeschar zählten aber auch Musiker wie der Freund und Kollege von Johannes Brahms, Herrmann Stange, sowie der Bildhauer Adolf Brütt, den Kielern wohlbekannt von Plastiken im Stadtgebiet („Der Steuermann", „Kaiser Wilhelm I." und „Der Schwertträger")

Gertraude Nath-Krüger
Schilkseer Malerin: geb. 1933 in Stettin, wohnhaft in Kiel seit 1975 weitere Informationen hier


Fassaden-Malerei von Getraude Nathe-Krüger (Foto: Wöhlk, 1990)

weitere Information zu der Malerin:
eArt.de
 



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