Baden und Strand in Schilksee


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Der Schilkseer Strand ist der längste Strand in der Landeshauptstadt Kiel. Er hat feinsandige Abschnitte mit Strandkörben und geschützt durch Wellbrecher, andere Abschnitte sind frei der Brandung des Ostwindes ausgesetzt. Unterhalb der ehemaligen Funkstelle gibt es einen inoffiziellen, aber weltbekannten FKK-Strandabschnitt, südlich davon den Hundestrand. Am alten Schiffsanleger gibt es Toiletten und einen Imbiß. Weiterhin gibt es eine Reihe viel gfenutzte Beach-Volleyball-Felder.

Bewertung der Schilkseer Badegewässer

Strandkorbvermietung Starweg Tel. 37 18 65

In der kalten Jahreszeit steht im Olympiazentrum eine Meerwasserschwimmhalle mit separatem Kinderbecken zur Verfügung (nur textil).

Im Olympiazentrum im Olympia-Vitarium sowie im Sportpark Nord Schilkseer Gewerbegebiet kann man zur Sauna fahren oder gehen.


Geschichte des Badewesens in Schilksee

Schilkseer Badepioniere
Und wie war es im letzten Jahrhundert mit dem Baden und Strandleben in Schilksee? Noch waren es nur die Kinder und Jugendlichen, von denen wir wissen, daß sie den eher beschwerlichen einsamen Weg vom Dorf oder gar vom Gut zum Strand nahmen. Hans Olde d.J. berichtet von einem solchen Bad:

"Der Strand war zu jener Zeit noch vollkommen einsam und menschenleer. Auch kein Fischerboot, da es keine Fischer gab. ... Manchmal kam eine Gänseherde plötzlich schreiend über den flachen Deich, gehütet von Bernhard Ehlers aus Seekamp. Er warf Rock und Hose ab und sprang ins Wasser und schwamm weit hinaus, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten."

Die bittere Nachgeschichte so eines Bades finden wir im Kapitel über Schilksees Verhältnis zum Krieg und dem Militär: Bernhard Ehlers war wohl der erste Schilkseer Badegast, von dem uns eine schriftliche Überlieferung vorliegt. Und das zu einer Zeit, wo an anderen Orten schon seit Jahrzehnten reger und wohl organisierter Badebetrieb üblich war. Auch die Stadt Kiel gehörte zu den Seebädern der ersten Stunde bzw. der ersten Jahrzehnte (1822). Sicher haben Leute an der Küste auch schon vorher gebadet, aber eher allein, sporadisch, eher zu Reinigungs- oder Arbeitszwecken als zum regelmäßigen Vergnügen, und schwimmen konnten die Wenigsten, spezielle Badebekleidung unbekannt. Im Mittelalter hatte es ein reges Badeleben gegeben, aber in speziellen Häusern und in hölzernen Bottichen ohne die noch gar nicht bekannte Hygiene. Die sich dabei zum Teil als Epidemien verbreitenden Krankheiten allerdings brachten das Baden als solches gehörig in Verruf, so daß es modern wurde, gar nicht mehr zu baden - die Ursachen der Krankheiten verstand man ja in Unkenntnis der Existenz von Bakterien usw. nicht. Das 19. Jahrhundert brachte hier Aufklärung im Rahmen der sich entwickelnden modernen Medizin, Kenntnisse über Hygiene, über Krankheitserreger und deren Bekämpfung, brachten vor allem immer mehr Einsicht in die Notwendigkeit zu Gegenmaßnahmen gegen die fatalen Folgen hochindustrieller Wohn- und Arbeitswelt. Baden galt aber bald auch als "schick" und wurde so schnell zum Freizeitvergnügen vieler Menschen. Fortschrittliche Ärzte propagierten die - vollständige - Entkleidung des Körpers: Luft, Wasser und Sonne sollte an die Haut und dem Körper Gesundheit bringen. Doch während Otto von Bismarck, der eiserne Kanzler und rücksichtslose Annektierer Schleswig-Holsteins, über den "Nassen Lappen", die Badehose nämlich, schimpfte und sie weitgehend mied, wurde der Umfang der Bekleidung am Strand und im Bade nicht geringer, sondern eher mehr, bestimmte Prüderie das Leben im Kaiserreich. Man fing an, sich am Strand an-, nicht auszuziehen. Während die Ballgarderobe der Damen schon im letzen Jahrhundert viel nackte Haut präsentierte, waren noch bis in die Jahre nach dem ersten Weltkrieg hochgeschlossene Damenbadeanzüge Mode, gingen auch die meisten Herren nicht "oben ohne", nicht einmal Kleinkinder waren nackt! Zunächst war das organisierte Vergnügen auf wenige meist exclusive Orte beschränkt. Die erste Kieler Seebadeanstalt lag etwa da, wo sich heute das Landeshaus befindet. Doch der aufstrebende Hafen der Jahrhundertwende, die Werften, der Schiffsverkehr, der immer mehr zunahm, vertrieb die Erholungssuchenden von der Innenförde in die weiter draußen liegenden Fördeorte mit ihren weitgehend unberührten Stränden. Es war kein Wunder, daß gleich nach 1900 überall an der Förde rege Bautätigkeit einsetzte. Bad Schilksee entstand exakt zu dieser Zeit als Villenkolonie mit Sommerhäusern begüterter Kieler, aber auch Hamburger oder gar Berliner Bürger. Bad Schilksee ist kein klassisches Kurbad oder Seebad mit Kurmittelhaus und Kurgästen, ärztlicher Betreuung und Finanzierung durch die Krankenkasse geworden, der Name signalisiert eher den Gegenpol zum Bauerndorf, ein gehöriges Stück entfernt im Landesinneren gelegen. Besucher hat es in Schilksee - vor allem auf Seekamp - schon immer gegeben. Doch meist galten die Besuche weniger dem Ort und seiner Umgebung, sondern nahezu ausschließlich den Leuten, die man besuchte: Freunde, Bekannte, Kollegen. Aber seit dem Entstehen von Bad Schilksee kommen viele Besucher wegen der Landschaft und vor allem wegen des Strandes, der um die Jahrhundertwende zu Recht als einer der schönsten an der Kieler Förde, der einzige mit Brandung - bei Ostwind fast wie an der Nordsee - beschrieben wird. So zeigen die ersten Postkarten vom Strandhotel einen Strand, der vom Tourismus wenig berührt erstaunliche Breite und Qualität aufwies. Noch ahnte man nichts von Abtragungen, die später durch die Querströmungen, verursacht durch Hafenbauwerke in Schilksee und im benachbarten Strande, den feinen Schilkseer Sand Richtung Süden tragen und mit seiner Hilfe den Falckensteiner Strand immer breiter werden lassen sollten.

Schon Jules Verne schwärmte 1881 von der Schönheit des Westufers der Kieler Förde mit all seinen Vorzügen (in "Bekannte und unbekannte Welten" Band 37 Wien 1882). Die erste ausführliche Beschreibung des Seebades Schilksee finden wir in dem 1905 herausgegebenen Führer "Kiel und Umgebung". Sie läßt aber schon ahnen, was auf Schilksee in den kommenden Jahrzehnten zukommen wird:

"Ein neues, reizend geplantes Ostseebad an unserer schönen Kieler Förde ladet zum ersten Male zum Besuche oder zur Ansiedlung ein. Dicht hinter Friedrichsort, also an der Außenförde, nicht weit von Bülk gelegen, vereinigt es den an unserer Innenförde fast stets vermißten Wellenschlag mit dem Vorzug eines tadellosen, steinfreien, reinsandigen Strandes, den man wohl mit dem Strande pommerscher Seebäder vergleichen kann. Auf dem hoch ansteigenden, hübsch bepflanzten Lande ist eine idyllische Villenkolonie im Entstehen. Reizende Landhäuser mit leuchtend roten Dächern werden erbaut inmitten niedlicher Gärten. ... Von den Veranden und Loggien der Häuser hat man einen entzückenden Blick über das Meer, das bei dem im Sommer häufigen Ostwinde seine Brandung an den Strand tief unten zu Füßen der zu erbauenden Häuser rollt. Schießübungen unserer Flotte, Segelregatten usw. spielen sich unmittelbar vor den Augen der Bewohner ab. Die schattigen Bäume geben der Ansiedelung ein besonders anheimelndes Aussehen. Es wird so recht ein Ort, um nahe bei Kiel eine gemütliche Sommerfrische mit wirklichem Seebad in der neuerrichteten Badeanstalt zu genießen."

Schon vor dem 1. Weltkrieg reihte sich Villa an Villa, Wochenendhaus an Wochenendhaus, entstanden Hotel und Café, entfaltete sich ein reges Strandleben. Es blieben Gäste über die Sommerwochen, aber auch zum Überwintern, die Stadtbevölkerung fuhr mit Hafendampfern hinaus zum Burgenbauen und Baden. Der Blick auf die Postkarten der Zeit macht es deutlich: Schilksee war in wenigen Jahren zu einem bedeutenden Badeort geworden.

Als Urvater Schilkseer Badekultur ist Johannes Popp zu nennen. Von Beruf Bademeister, gründete er um 1905 die Seebadeanstalt Schilksee und schuf damit schon vor dem 1. Weltkrieg die Grundlage für ein munteres Strandleben. , Außerdem erbaute er das in heutigen Kurallee (vormals Ulmenallee) gelegene Haus Nr. 8 , welche später das Café Baasch (heute Gode Wind) beherbergte.

Popp hatte mit 7 hölzernen Badekabinen angefangen, schließlich waren es über 80 Kabinen, die jede zwei Kufen hatten. Mit Hilfe eines Pferdes konnte jede dieser Kabinen bis an den Strand gefahren und dort mit den anderen zu einer Badeanstalt - Herren- und Damenbad getrennt! - zusammengesetzt werden.

Am 5. März 1927 - 5 Jahre nach seiner Frau - starb Johannes Popp an Herzschlag in seiner Badeanstalt. Er hinterließ ein bedeutendes Vermächtnis für Schilksee. Liest man die Grabrede, die am 9. März der Lehrer Heinrich Gustav Cohrt am Sarge des Schilkseer Bademeisters hielt, so stellt man fest, daß Johannes Popp nicht nur bedeutendes geleistet hatte, sondern dabei bescheiden geblieben war und bei vielen beliebt war.

"Ein treuer Mensch war unser lieber Vater Popp, wie wir ihn gern nannten und wie er sich gern nennen ließ.
Sich selbst war er treu, immer derselbe zuvorkommende Mann in Verkehr mit anderen, darum auch so hoch geschätzt von den vielen, vielen Menschen, die ihn in seinem langjährigen Beruf kennengelernt hatten,
immer sich selbst treu ohne Launen, nie Stimmungen unterworfen, darum auch so geschätzt und geehrt von allen, die mit ihm in Berührung kamen, wie peinlich genau nahm er es mit allen übernommenen Verpflichtungen in dieser Villengründung."

Er war also nicht nur der Bademeister Schilksees, er spielte auch bei der Gründung und Verwaltung der Villenkolonie, also Bad Schilksee, eine wichtige und verläßliche Rolle. Nach seinem Tode übernahm die Familie Rehbehn das noch bescheiden ausgebaute Strandbad und baute eine imposante Badeanstalt auf. Für einen "Groschen" (also 10 Reichspfennig) konnte man eine der Holzkabinen - größere für Familien, kleinere für Männer und Frauen getrennt - zum Umkleiden und Aufbewahren der "Zivilkleidung" nutzen. Die Anlage war U-förmig mit Öffnung zum Wasser angeordnet, so daß niemand hier direkt den Wassersaum passieren konnte. In der Mitte der Kabinenreihe parallel zum Strand befand sich der Eingang. Neben ihm befand sich ein Verkaufspavillon, an einer Seite wurden später zusätzliche Wechselkabinen erstellt, um dem großen Andrang vor allem bei gutem Wetter Herr zu werden. Vor der Badeanstalt führten Badestege ins Ostseewasser und neben der Badeanstalt reihte sich Sandburg an Sandburg, flatterten Fahnen und Wimpel im Wind, genossen Städter die noch knapp bemessene Freizeit im Strandkorb oder stürzten sich bei Ostwind in die Brandung, die noch ungebremst von Steinmolen auf den Strand zurollte.

Außerdem gab es einen Bootsverleih bei Bademeister Rehbehn. Und so ein Boot lieh sich im Sommer 1937 der Cuxhavener Seelotse Heinrich Ehlers, um mit seiner Nichte Ilse und deren Cousine auf die Förde hinauszufahren. Jahrzehnte später erzählte die inzwischen verstorbene Nichte die Geschichte dieser Fahrt:

"Wissend, daß wir gerade schwimmen gelernt hatten, ruderte mein Onkel uns bis zur Boje, die das Fahrwasser markierte, die kaum vom Ufer auszumachen war. An der Tonne mußten wir beiden Deerns über Bord und 'nach Hause' schwimmen. Mein Vater war wenig erbaut von solchen Kraftakten, aber Onkel Heini meinte: 'Das härtet ab!'

Abbessinien in Schilksee, der Zwickelerlaß und der Bikini
Zwischen Falckenstein und Bülck, etwas abseits der offiziellen Strandbäder, dort wo auch heute kein bewachter Badestrand ist, war die Küste damals noch verhältnismäßig reich an verschwiegenen Plätzen zum Lagern und Zelten, z.B. für Radfahrer und Kanuten, und bot außerdem dem, der es wollte, Gelegenheit zum seit langem von Ärzten propagierten Sonnen und Baden ohne Bekleidung. Lotti Huber, geborene Goldstein, die in Kiel aufgewachsene und bis zu ihrem Tode in Berlin lebende exzentrische Tänzerin und Schauspielerin, hat es in ihren Memoiren beschrieben. Sie tanzte mit 17 Jahren "selig und beschwingt am Strand von Schilksee, splitternackt, wie Gott mich geschaffen hatte". Ein vielfach publiziertes Foto - zu unscharf, um Voyeure zu erfreuen - zeigt Lotti, Tochter eines Kieler Textilkaufmanns, 1927 unbekleidet, ein anderes Foto bekleidet tanzend am Schilkseer Strand:

"Befreit von den Vorurteilen der Eltern, verstanden wir nicht, warum der Po eines Menschen unanständiger sein soll als sein Kopf." (Lotti Huber).

In einem Brief schrieb sie uns kurz vor ihrem Tode:

"Ich habe mich sehr über Ihren Schilkseebericht gefreut. Natürlich dürfen Sie mein Foto veröffentlichen, drückt es doch Lebensfreude und Schönheit aus"

Wenn auch nach dem 1. Weltkrieg das textilarme oder -freie Sonnen und Baden noch die krasse Ausnahme war, die Badebekleidung wurde mit Ende der 20er lockerer. Vor allem die Herrenbadehosen schrumpften zu kleinen, mit Bändern gehaltenen Dreiecken, die gerade das Notwendigste aufnehmen bzw. verstecken konnten, und auch die Damenbadeanzüge - vor allem, wenn sie naß waren - zeigten fast mehr, als sie verhüllten. Die Folge war der Zwickelerlaß des preußischen Innenminsterium aus dem Jahre 1932. Er schrieb für Badebekleidung das Einnähen eines soliden keilförmigen Tuchstückes im Schritt vor, welches noch lange sämtliche Badeanzüge und -hosen der Nachkriegszeit zierte. Zweiteilige Badeanzüge waren für die Damen verboten, die weibliche Vorderseite war durchgehend zu verhüllen. Und um auch ja alles irgendwie Verhüllenswerte wirklich zu verhüllen, mußten alle Badeanzüge mit angeschnittenen Beinen versehen werden. Auf den Schilkseer Fotos Anfang der 40er Jahre sind solche Moden zu bewundern.

Doch der Krieg brachte auch hier wieder zwangsläufig manche Lockerung der Sitten, wie Fotos kurz nach Kriegsbeginn am Schilkseer Strand zeigen. 1995 konnte man in der internationalen Presse lesen: "50 Jahre Bikini - Ausstellung in Paris!" Ein Maler machte daraufhin geltend, schon ein Jahr vorher Frauen mit zweiteiligen Badeanzügen gemalt zu haben und damit der Erfinder des Zweiteilers zu sein. Alte Fotos aus Schilksee von 1941 zeigen: entweder waren Schilkseerinnen die Schöpfers des Badeanzuges mit getrenntem Oberteil oder zumindest frühzeitig im Trend!

Strandleben im Kriege - Domäne für Möwen und Soldaten
Wie der erste, so schränkte auch der zweite Weltkrieg das lustigen Treiben an Strand und Uferpromenade, in Restaurants und Hotels dramatisch ein. Die Fischkutter wurden erst nach Strande, dann nach dem Frankreichfeldzug überwiegend an die Kanalküste verlegt, um an der von vornherein nicht realisierbaren Invasion der britischen Hauptinsel teilzunehmen. Das Strandhotel erfuhr wieder militärische Einquartierung, die meisten Schilkseer Männer wurden Soldaten, Arbeitsdienstmänner, Flakhelfer, Luftschutzwarte und was es sonst noch alles gab. Ferien an der Ostsee zu machen, war nur noch den wenigsten möglich, also blieb bis auf dürftige Reste das Strandleben schöne Erinnerung.

In der schlechten Zeit an den Strand?
Die Kinder waren die einzigen, die wohl nie aufhörten, den Strand mit Fröhlichkeit zu erfüllen und die harte Nachkriegszeit hatte für die Schilkseer Deerns und Jungs ihre Attraktionen. Um nur einige zu nennen: Der Hafen war nur noch ein Schatten dessen, was er einmal gewesen war und begann immer mehr zu versanden, der Dampferanleger war im Eiswinter 1941/42 weitgehend zerstört worden und nur noch ein Trümmerhaufen. Zusammen mit vielen Überbleibseln des Krieges ergab dies einen Abenteuerspielplatz, wie Kinder ihn sich nicht besser wünschen konnten, auch wenn die Erwachsenen darüber natürlich ganz anderer Meinung waren.

Ein Flüchtlingsjunge berichtet in einer Schulchronik:

"In Schilksee, wo ich mit Mutter und Schwester als Flüchtling gelandet war, lag direkt vor unserem Haus ein zerschossenes deutsches Flugzeug am Strand. Ständig kletterte die Dorfjugend durch Tragflächen und Rumpf oder bombardierte das Wrack mit Steinen. Die See spülte immer wieder Munitionsreste, d.h. insbesondere Pulverstangen, ans Ufer, die wir einsammelten und für überraschende Zwecke zu verwenden wußten. Die Bunker und das kaum bewachte Marine-Arsenal luden zum Ausbaldowern und "Organisieren" ein, wie man damals die Beschaffung lebenswichtiger Güter nannte."

Überhaupt: Auch ohne Flugzeugwrack und Bunker hatte Schilksee damals noch viel mehr Raum für Kinder, gab es wenig Straßen, so gut wie keine Autos und viele unbebaute Flächen. Erst langsam ging es bergauf, und an Strandfahrten dachten zunächst nur wenige. Auch der Nachkriegssport begann am Strand. Die zum Minenräumen von den Engländern dienstverpflichteten ehemaligen Marineangehörigen spielten hier in ihrer Freizeit Fußball und gaben 1947 den entscheidenden Anstoß zur Gründung des TSV Schilksee.

Mit dem Kriegsende und der Bewältigung der ersten Not erwachte auch wieder bei den Kieler der Drang an die Strände. Doch wie sollte man an die Orte der Außenförde kommen. Private Autos gab es kaum. Die Wassersportler, sofern sie Boote zur Verfügung hatten, waren wohl mit die ersten, die - unabhängig von den Dampfer- und Busverbindungen - die Außenförde problemlos erreichten. Denn, während schon im Herbst 1946 die KVAG Schilksee wieder per Bus von der späteren Autokraft bedienen ließ, dauerte es wegen der Reparaturen am Anleger bis 1949, als endlich wieder Dampferfahrten zum Schilkseer Strand möglich wurden. Aber die ersten Jahre sahen nicht danach aus, als wenn Schilksee an das Strandleben der 20er und 30er Jahre würde anknüpfen können, zu groß waren die Probleme. Laboe, Möltenort und auch Falckenstein waren deutlich schneller - und billiger! - zu erreichen und der Schilkseer Strand wurde, verursacht durch die Hafenbauwerke in Strande und Schilksee, immer kleiner. Der Sand wurde durch Querströmungen, die es in früheren Zeiten nicht gegeben hatte, so stark abgetragen, daß der Falckensteiner Strand immer breiter wurde, ein Problem, das man nicht in den Griff bekam. Die berühmte Rehbehnsche Badeanstalt wurde zwar 1950 wieder aufgebaut, aber dies blieb die Ausnahme, das Geschäft schien nicht mehr rentabel. So wurden die noch brauchbaren Kabinen zum Einfelder See verkauft, wo sie noch jahrelang ihren Dienst versahen. Doch langsam kehrte fast alles andere wieder: die Gäste, die Strandkörbe, die Strandburgen, die Sommergäste, nur die vielen Fahnen und Wimpel der Vorkriegszeit vermißt man auf den Postkarten der Nachkriegszeit.

Ein neues Strandbad in Kiel
Die Eingemeindung brachte auch im Strandleben einschneidende Veränderungen: 1961 wurde zusätzlich zu weitgehend unwirksamen Pfahlbuhnen im Strandbereich eine Steinmole quer zu Ufer unterhalb des heutigen Ankerplatzes in Verlängerung eines dicken Regenwasserabflußrohres gebaut. Diese konnte den Abtrag des Strandes nicht stoppen. Eine im Frühjahr 1965 parallel zur Küste gebaute Steinmole brachte auffällige Strandverbreiterung in ihrem Schutzbereich. Zu den olympischen Spielen kamen weitere Parallelmolen hinzu, der Schilkseer Strand wuchs fast zu alter Breite und (was besonders wichtig war): er blieb liegen. Aus Kostengründen baute man etwa 1978 dann die nächsten Molen südlich der Dampferbrücke aus häßlichen Betonröhren, die mit Beton verfüllt und dicken Eisenbändern verbunden wurden. Am Fuß dieser Röhren liegen Findlinge als Schutz gegen ein Umfallen der Wellenbrecher. Früher errichtete Betonmauern zum Uferschutz hatten sich nicht bewährt und sind heute nur noch in Resten neben der Treppe dort zu bewundern. Die Quermole von 1961 hatte sich ebenfalls nicht bewährt und wurde 1978 abgetragen, die Steine wurden zum Bau der letzten parallelen Molen mitverwendet. Die häßlichen Betonröhren wurden zum Teil durch kleinere "Klamotten" optisch etwas aufgebessert und durch blau-weiße Verbotstafeln, die das Besteigen verbieten, geschmückt. Schon im ersten Sturm fielen die ersten dieser Scheußlichkeiten den Gewalten der Ostsee zum Opfer. Mancher frohlockte schon:

"Lot man, in een paar Johren sünd de Dinger wech!"

Die Dinger sind nicht "wech"! Die Lücken wurden mit Findlingen geschlossen, die Tonnenreihen mit weiteren Findlingen gesichert. Der (überwiegende) Rest der merkwürdigen Wellenbrecher steht jedoch nach rund 15 Jahren noch immer, aber man hat sich am Strand so daran gewöhnt, daß man sie kaum noch wahrnimmt. Auf jeden Fall schützen sie das Kliff und das ist ja auch etwas! Wer aber seitdem in Schilksee Brandung sucht, muß jetzt nach Süden ausweichen. Erst südlich der ehemaligen Funkstelle, vor allem am Kahlenberger Strand, rollen die Brecher immer noch fast wie an der Nordsee an den Strand, jedenfalls bei Ostwind. Und dann ist es in Schilksee am schönsten, leider nicht immer am wärmsten.

Die Sechziger und Siebziger Jahre brachten Schilksee nicht nur die neuen Hafenanlagen, das Segelzentrum sowie die Olympischen Regatten und damit einen völlig neuen Charakter der Segelregatten der Kieler Woche. Auch was das Strandleben betrifft, gab es nach der Eingemeindung einen rasanten Aufschwung. Die Einwohnerzahl begann sich weiter nach oben zu entwickeln, die Busverbindung wurde erträglich und die drastisch verbesserten Straßenverhältnisse (Fördestraße West) ließen die Strandfans in immer größeren Scharen an die Strände südlich des Olympiazentrums strömen. Die Strände wurden immer voller, Strandburgenbau mußte verboten werden. Schnell wurde der "Kurstrand" rechts und links der neuen Anlegebrücke der Hafen"dampfer" zum Geheimtip unter Kieler Schülerinnen und Studentinnen: "Da kannst du prima 'oben ohne'... " hieß es in der "Szene", und das neue Bade- und Sonnen-Gefühl vor allem der jungen Damen hatte sich schnell und ohne Skandale bei nur geringen Protesten etabliert. Wenige Jahre später ging wiederholt die Forderung nach einem FKK-Strand für Schilksee durch die Presse. Viele Kieler und Gäste von außerhalb verlangten nach einem "Kampen - Buhne 16" an der Förde. Doch bevor die Stadt sich dann endlich Ende der 70er zum Aufstellen entsprechender Erlaubnistafeln an einem Strandabschnitt südlich der Funkstelle durchgerungen hatte, waren schon Fakten geschaffen. Wer ganz und gar "ohne weiße Streifen" sein wollte, fand sich am Strand zwischen den Treppen am Kurpark und an der Funkstelle ein. Direkt unter der hohen und unzugänglichen Kliffkante kann hier seitdem jeder baden und sonnen, wie er will. Textilien spielen hier, wenn's nur warm genug ist, keine Rolle. Und wer es noch nicht weiß, kann seit Jahren im Internet nachlesen, wo in Schilksee nackt gebadet wird. Ob Lotti Huber das vor über 70 Jahre wohl geahnt hat!?


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Hannelore Pieper-Wöhlk, Dr. Dieter Wöhlk, 3/2001