Kähler-Hof, 50er Jahre
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Hinweis:
Die Seite ist im Aufbau und wird Schritt für Schritt aufgebaut werden.
Man unterscheidet in Schilksees Geschichte zwei Arten von Landwirtschaftlichen Betrieben:
- Parzellenhöfe des ehemaligen adeligen Gutes
Seekamp (siehe auch Seekamp!)
und die
- die Halbhufner des Bauerndorfes Schilksee (siehe
unten)
Die beiden heute noch existierenden Höfe sind
dei ehemaligen Parzellenhöfe Heisch und Scheidekoppel. (siehe folgenden
Text)
1787/1791 wurde im Gutsbezirk Seekamp, zu dem auch das Bauerndorf Schilksee gehörte, die Leibeigenschaft aufgehoben. Die Bauern der Seekamper Dörfer wie z. B. Schilksee konnten ihre Höfe kaufen. Das Hofland des Gutes wurde parzelliert, d.h. in kleine Häppchen zwischen 30 und 221 Seekamper Tonnen (1 Seekamper Tonne = 0,56763 ha) zerteilt und verkauft. Zwei dieser Parzellen (Nummer III und IV mit rund 60 bzw. 65 Tonnen) erwarb zunächst (1790) der Kammerjunker Bruun von Neergaard auf Eckhof, verkauft sie aber schon ein Jahr später an den Landmann Claus Sump aus Kronshagen, dessen Bruder Joachim Sump der Besitzer des Parzellenhofes Scheidekoppel wurde.
Der Hof aus den Parzellen III und IV erhielt nach einem der Flurstücke zunächst den Namen „Wühren“, dann nach einem anderen Flurstück den Namen „Heisch“ und blieb bis Ende 1848 in Besitz der Familie Sump. 1839 verstarb mit Joachim Hinrich der letzte Sump auf Heisch und da kein männlicher Erbe vorhanden war, verkaufte seine Witwe den Hof 1848 an Martin Martensen aus der Marsch. Er bezahlte 28000 Reichsthaler und kaufte noch 70 Tonnen Land von 2 Schilkseer Halbhufen dazu. Bis 1932 blieb der Hof in der Regie der Martensens. Heinrich Martensen übernahm 1887 den Hof von seinem Vater Martin, der 1905 starb. Die Person Heinrich Martensen ist insofern für uns in diesem Jahr interessant, als er Schilkseer Mitglied im Schulausschuß für die Prieser Schule war, in die auch die Schilkseer Kinder gingen. Heinrich Martensen war einer der Männer, die den Beschluß faßten, Schilksee eine eigene Schule zu geben und das Schulgebäude zu bauen, das im Oktober dieses Jahres 100 Jahre alt wird.
Auch in der Familie Martensen war kein Erbe, der den Hof hätte weiter führen können, nachdem der Enkel des Erstbesitzers Karl Martensen 13 Jahre zunächst als Pächter, später als Besitzer den Betrieb geleitet hatte. Am 1. Februar 1932 kaufte die Familie Schumacher aus Ottenhof bei Schönberg/Holstein Hof Heisch für den zweitgeborenen Sohn Otto Schumacher. Der 1909 in Redefien/Mecklenburg geborene neue Bauer auf dem nördlichsten Schilkseer Parzellenhof heiratete 1935 Lotte Emilie Lorenz, die heute im Seniorenheim lebt und regelmäßig zu Besuch kommt.
Das alte Wohnhaus auf Heisch, es existiert
noch heute in umgebauter Form (links),
das Altenteilerhaus (rechts)
An den Kriegsdienst Otto Schumachers
schloß sich eine lange und schwere Zeit in russischer Gefangenschaft
an und nach später Rückkehr von dort im Jahre 1954 starb Otto
Schumacher schon 1956. Sein 1937 geborener Sohn Peter Conrad - zunächst
wegen seines Ausbildungsaufenthaltes in den USA durch Bruder Jochen
vertreten - übernahm mit 19 Jahren den Hof und gestaltete die Arbeit
dort nach neuesten Erkenntnissen um. Am 17.1.1964 heiratete Peter Schumacher
seine Frau Marlene, geb. Ratzke. Noch heute sind beide häufig bei
der Arbeit auf Heisch zu sehen, nachdem sie am 1.7. 1992 die Leitung an
ihren Sohn Robert und dessen Frau Wenela übergeben haben. So
leben auf Heisch zur Zeit drei Generationen der Familie Schumacher,
denn die derzeitigen Besitzer haben drei Kinder. Die Erbfolge auf Heisch
ist also gesichert wie nie in der über 200jährigen Geschichte
des Hofes.
Die ursprünglichen rund 71 Hektar des Hofes aus der Zeit der Familie Sump sind heute auf 127,5 ha Eigenland zuzüglich 84,5 ha Pachtland angewachsen. Bis vor kurzem hatte die Ponyabteilung des TSV Schilksee eine kleinen Teil Heischer Landes an der Fördestraße gepachtet und bezieht Ponyfutter vom Hof.
Der Hof der Schumachers lebt heute vorwiegend
von der Milchwirtschaft und dem Ackerbau. Weiterhin stehen rund 300 Legehennen,
die je nach Witterung draußen oder auch drinnen frei herumlaufen,
für die Eierversorgung der Schilkseer zur Verfügung. Die Produkte
des Hofes, neben Milch und Eiern neuerdings auch Brathähnchen, werden
zum großen Teil selbst vermarktet. Täglich außer sonntags
jeweils zwischen 17.00 und 18.00 Uhr kann der Verbraucher im Heischer Stallgebäude
zusätzlich zu den genannten Eigenprodukten auch Erzeugnisse anderer
Betriebe, z.B. Kartoffeln, Kohl, Honig, Wurst und sogar Wein
(aus Rheinhessen), erwerben, so daß auch bei überraschendem
Besuch am Sonnabend fürs leibliche Wohl noch kurzfristig gesorgt werden
kann.
„Der Bauer hat keinen Sinn für Vergangenes,
für Geschichte.“ schrieb Hans Olde d.J. in seinen Buch „Seekamp“
Was die Schilkseer Bauern oder ihre Nachkommen
und Verwandten betrifft, so gilt das o.a. Zitat Hans Oldes d. J. weniger.
Noch heute gibt es in Schilksee tätige Bauern, und sie sind durchaus
traditionsbewußt. Viele Schilkseer sind sich durchaus bewußt,
daß dort, wo viele von uns heute wohnen, bis vor einigen Jahrzehnten
Landwirte den Boden bestellt haben und vor langer Zeit andere Bauern
mit dem gleichen Boden und seinen Tücken gekämpft hatten. Dieses
Bewußtsein hat seinen Ursprung zum Teil in historischem Interesse,
zum Teil kommt es daher, daß noch viele in Schilksee leben, deren
Vorfahren über Generationen in der Landwirtschaft ihr Brot verdienten.
Da es vielfach die Söhne und Töchter oder nahe Verwandte waren,
die in Schilksee das bäuerliche Erbe fortsetzten, kann man einzelne
Familien des Dorfes 200 und mehr Jahre zurückverfolgen, was die Betreffenden
mit Stolz erfüllt.
Wenn von Schilksee und Landwirtschaft die Rede
ist, muß man unterscheiden zwischen:
- den Halbhufnern (ursprünglich Vollhufnern)
des Dorfes Schilksee beiderseits der
heutigen Schilkseer Str. (Bauerndorf
Schilksee)
- dem adeligen Gut Seekamp (bis Aufhebung
der Leibeigenschaft)
- den Parzellenhöfen: Heisch, Scheidekoppel,
Kahlenberg, Seekamp (nach
Aufhebung der Leibeigenschaft)
Nicht nur in den Schulakten wurde bis zum 1. Weltkrieg und kurz danach sorgfältig unterschieden zwischen Hofbesitzern (z.B. Heinrich Martensen von Heisch) und Hufnern (z.B. Johann Gotsch). Hans Olde d. Ältere, Hofbesitzer von Seekamp, wurde natürlich als Maler geführt. Den Besitzer des Parzellenhofes Kahlenberg, Friedrich Lütt, führt Lehrer Cohrt allerdings als Hufner! Nach dem 1. Weltkrieg verschwinden mit der noch recht feudalistischen Kaiserzeit auch nach und nach die Bezeichnungen Hufner wie auch Hofbesitzer. Heinrich Schnack, ehemals Hufner, z.B. nannte sich Landmann wie auch Heinrich Schütt von Hof Scheidekoppel. In der Familie Gotsch nannte man sich von nun an Bauer. Besonders im letzten Jahrhundert hatten die Besitzer der Parzellenhöfe Wert darauf gelegt, nicht Bauern, sondern „Hofbesitzer“ zu sein. Hofbesitzer waren seinerzeit etwas besonders, schließlich waren sie eine Art Nachfolger der alten adeligen Gutsbesitzer.
So ist es vielleicht kein Zufall, daß gerade die Besitzer zweier Parzellenhöfe, nämlich Heisch und Scheidekoppel, noch heute Landwirtschaft betreiben. Hierbei muß allerdings berücksichtigt werden, daß von beiden Höfen aus auch Land bestellt wird, was früher (Halb-)Hufner-Land des Bauerndorfes oder auch Seekamper und Kahlenberger Hofland war. Die meisten landwirtschaftlichen Flächen von Kahlenberg, Seekamp sowie den Bauernstellen von Dorf Schilksee wurden seit der Eingemeindung von Schilksee nach Kiel entweder zu Bauland etc. umgewidmet oder sind per Kauf oder Pacht von den Höfen Heisch und Scheidekoppel übernommen worden. Mehrere Familien ehemaliger Schilkseer Bauernstellen betreiben auch heute noch Landwirtschaft, allerdings liegen ihre jetzigen Höfe außerhalb (z.B. Familie Decke-Will in Rolfshörn/Bredenbek und Familie Möller-Gotsch in Rathmannsdorf/Felm). Immerhin wohnen noch Nachkommen mehrerer ehemaliger Halbhufner Schilksees in der Heimat ihrer Vorfahren, einige sogar in den alten Häusern bzw. auf altem Grund und Boden (z.B. Halbhufen II. V. und VI.).
Das Bauerndorf Schilksee und seine Halbhufner
Das alte Bauerndorf Schilksee umfaßte
ein wesentlich kleineres Gebiet als der heutige Stadtteil, vor allem, wenn
man nur die bebauten Gebiete betrachtet. Dieser Bereich ist auch heute
noch als Dorf Schilksee bekannt und wird ungefähr von der Fördestraße
nach Osten hin, von den Sportplätzen im Süden, im Westen von
den tief gelegenen Salzwiesen und im Norden von Hof Heisch begrenzt. Für
manchen Ur-Schilkseer, also einem Einwohner, der hier geboren und aufgewachsen
ist und dessen Familie schon vor der Jahrhundertwende hier ansässig
war, ist das Gebiet des alten Bauerndorfes auch heute noch das eigentliche,
wahre Schilksee. Dies wird zum Beispiel sehr schnell deutlich bei der Diskussion
über die Frage nach dem ältesten Hause Schilksees. Allgemein
wird hier das Altenteilerhaus der Halbhufe Gotsch genannt, heute Schilkseer
Str. 154. Ein gut erhaltenes reetgedecktes Fachwerkhaus im Dorfzentrum
gegenüber den Gedenksteinen. Das Wohnhaus des Hofes Scheidekoppel
ist jedoch rund drei Jahre älter. 1820 liest man am Giebel des ebenfalls
gut erhaltenen Gebäudes, allerdings ist es - aus der Sicht Ur-Schilkseer
- kein "echtes" Schilkseer Haus. Das tatsächlich älteste Haus
im heutigen Stadtteil Schilksee ist das sogenannte Holländerhaus an
der Ecke Seekamper Weg/Schilkseer Straße. Der ältere, nördliche
Teil stammt etwa aus dem Jahre 1790, der südliche Anbau etwa von 1850.
Das Haus ist historisch dem Gut bzw. Hof Seekamp zuzuordnen.
Selbstbewußtsein alteingesessener Bewohner hat meist etwas mit langen Traditionen zu tun. So kann das Dorf Schilksee als Bauerndorf auf eine über 300jährige nachgewiesene Geschichte zurückblicken. Die Anfänge lassen sich auf die Jahre 1638 bzw. 1741 datieren. Mit dem Beginn des am 1.3.1638 begonnenen Dänischenhagener Kirchenbuches werden zum ersten Male Bewirtschafter bzw. Eigentümer von Schilkseer Halbhufen bzw. Katenstellen genannt. Bei Inventuren des Gutes Seekamp werden 1723 und 1741 explizit 6 Halbhufen (von je 20½ Hektar) und eine Kätnerstelle genannt. H. Baasch kommt der Verdienst zu, hier eine fast lückenlose Aufstellung vom 17. Jahrhundert bis in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts über die Besitzer dieser 7 Stellen verfaßt zu haben. Diese Darstellung soll nur in erheblich gekürzter und übersichtlicher Art mit einigen Korrekturen erfolgen. Wer mehr Informationen zu den Besitzverhältnissen im Bauerndorf benötigt, sei auf das Buch von N. Detlefsen oder die Aufsätze von H. Baasch in den JbE verwiesen. Es ist zu vermuten, daß die Halbhufner vor 1638 Vollhufner waren, die Gutsbesitzer aber im Laufe der Zeit Bauerland in Gutsland umgewandelt haben. Der Grund für die Umwandlung von Bauernland in Gutsland hatte sicher den Sinn, die finanzielle Basis des Gutes zu vergrößern. Vielfach spielte auch der Lebensstil der Gutsbesitzer dabei eine Rolle, sicher aber auch die Verschlechterung des Klimas im Mittelalter, was die Erträge sinken ließ.
Tabelle Besitzer und Betreiber
der 6 (7) Halbhufen
Halbhufe I: | Witt(e) - Wriedt | Postsiedlung/Alte Meierei, Schilkseer Str.
130
1850/55 verkauft |
Halbhufe II: | Gotsch (Bauernvogthufe) | Schilkseer Str. 152 (1963 verkauft) |
Halbhufe III: | Witt(e) - Hauschildt - Kähler | Schilkseer 154, 1963 verkauft |
Halbhufe IV: | Mis(ß)feld - Schnack | Schilkseer Straße 156/58
1927 verkauft |
Halbhufe V: | Möhl - Bredenbeck - Dieckmann | Schilkseer Straße 1451957 an Heisch und Stadt Kiel |
Halbhufe VI: | Mißfeldt - Hamann - Will - Decke | Schilkseer Str. 155/57
verkauft z.g.T. an die Stadt Kiel |
Halbhufe VII: | Lembcke (auch Lemcke) | Schilkseer Straße |
Ein Blick zurück
Es fällt beim Studium der Betreiber der
Halbhufen auf, daß nur eine Stelle (die des Bauernvogtes Gotsch)
- sieht man Begriff „Familie“ etwas weiter gefaßt - durchgängig
über mehr als 300 Jahre in Besitz einer Familie blieb und daß
auch auf den anderen Stellen verhältnismäßig wenig Wechsel
festzustellen ist. Diese Kontinuität ist sicher zunächst einmal
darauf zurückzuführen, daß die leibeigenen Halbhufner nicht
ohne weiteres ihre Stellen abgegeben und ihr Land verlassen konnten. Aber
auch später wurde bis zur Eingemeindung Schilksees im Vergleich zu
anderen Gegenden im Bauerndorf Schilksee nur in relativ kleinem Maßstab
verkauft oder getauscht. Die erste ganz große Veränderung trat
1850 auf der Halbhufe I und dann erst 1927 mit der Parzellierung der Halbhufe
Schnack ein. Das Land ging z.g.T. an den Hof von Hermann Dieckmann, später
einer der striktesten Verfechter der Selbständigkeit Schilksees. Die
Familie Schnack ist in die heutige Kurallee gezogen und hat dort noch lange
eine kleinere Landwirtschaft geführt. Im Fachwerkhaus der Halbhufe
Schnack betrieb nach der Parzellierung bis nach dem 2. Weltkrieg Bernhard
Wöhlk eine Räucherei.
Der letzte Halbhufner des Dorfes gab 1963 auf, so daß in diesem Jahr die Geschichte des Bauerndorfes Schilksee endete. In den 60er Jahren wurden dann auch eine Reihe alter Gebäude des Dorfes (genau wie auf Seekamper Gebiet), überwiegend wegen Baufälligkeit, aber auch wegen Bauplatzbedarf, abgerissen (z.B. Scheune Halbhufe Decke, Gebäude ehemalige Hufe Schnack, Räucherkate neben Dorfkrug, Wandervogelkate, Kähler u.a.).