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Dr. med. dent. Frieda Lorenzen
Gesundheitswesen in Schilksee


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Allgemeinmediziner und Internisten:

Th. Miklik                                                   Langenfelde 104           37 19 19
G. Reimann                                                 Schilkseer Str. 182       37 31 37                 bis 31.12.2010    Dr. H. Strobel
Dr. M. Uta Schäfer  und Dr. R. Schoch    Ankerplatz 8                  3 78 37                  
vorher Dr. Gloger

Zahnärzte:

Dr. A. Andruleit  Schlimbachallee 16      37 24 25               
Dr. M Krummel  Lagenfelde 159            37 21 11                vorher: Dr. R.Narwohld
C. Ramm             Ankerplatz                    18 18 6

Apotheke:

Olympia-Apotheke         Langenfelde 121     3 85 30 80   Fax  3 85 3081
Apotheke Schilksee       Ankerplatz 10a             37 87 8                                              vorher Kurapotheke

Krankengymnastik, Kosmetik, Fußpflege, Bäder etc.

Adler Physiotherapie Koppelberg 13-15 Tel. 39 88 28
Wellmér-Huus: medizinische Fußpflege (Podologin), Meeres-Kosmetik,  Koppelberg 13  Tel. 32 09 73 41
Krankengym., Massagen S. Ahlers Graf Luckner Straße 5 Tel. 37 36 37
Meerwasser Hallenbad Olympiazentrum Tel. 37 81 1
A. Münzberg Sportmassereurin Seehundweg 16 Tel. 37 36 15
Olympia Vitarium Soling 20 Tel. 37 40 880
TSV Schilksee Vereinsheim Sauna Schilkseer Straße 90 Tel. 37 14 30



Geschichte des Schilkseer Gesundheitswesens

1. Bohren als Hand- und Fußarbeit
Als erstes zog die Zahnmedizin in die kleine Gemeinde ein. Dr. med. dent. Frieda Lorenzen war etwas besonderes am Schilkseer Steilufer. Sie wohnte in der jungen Villenkolonie dort, wo das Straßenschild "Hohes Ufer" ausweist und war eine der ersten promovierten Zahnmedizinerinnen des Landes. Sie führte eine Praxis, von der noch viele Schilkseer heute gerne berichten. Dies hat verschiedene Gründe. Obwohl damals übliche Ausstattung einer Zahnarztpraxis, der Gedanke an die per Tretpedal angetriebene Bohrmaschine - so etwas gab es etwa seit 1850 - läßt noch manchen bis heute erschauern. Die Maschine lief natürlich nicht annähernd so schnell und gleichmäßig wie heutige Geräte, tat aber ihren Dienst am Patienten, der in einem schlichten Korbsessel Platz genommen hatte. Als Wartezimmer nutzte Frau Dr. Lorenzen gerne ihren Garten: "Sie können schon mal ein bißchen weiter umgraben, bis Sie dran sind!" So erging es einem, der mit Zahnbeschwerden gekommen war, aber erst der dritte war. Der zweite Patient war schon bei der Gartenarbeit! Am interessantesten war das Lorenzensche Haus allerdings für die Jungen. Hier suchten sie gerne - aber nur bei warmem, sonnigen Wetter am Wochenende, wenn die Praxis geschlossen war -  am Zaun nach Schmetterlingen, interessierten sich für Äpfelbäume oder andere biologische Bedeutsamkeiten, jedenfalls behaupteten sie dies. Schmetterlinge fanden sich vielleicht gar nicht, das war auch nicht so schlimm, dafür hatte man die Chance, einen Blick auf die Hausherrin zu erhaschen. Diese pflegte sich nämlich im Evakostüm zu sonnen. Der Anblick war in den dreißiger Jahren ein außergewöhnlicher naturwissenschaftlicher Genuß für die Schilkseer Jungen, die noch als ergraute ältere Herren schmunzelnd von den biologischen Studien am Steilufer erzählen.  "Sie hatte doch so schöne Äpfelchen!" erinnerte sich ein (männlicher!) Zeitzeuge schmunzelnd. Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt!

Dr. Lorenzen sind inzwischen mehrere Zahnärzte gefolgt. Ihr Bruder wohnte nach dem Krieg  in Schilksee, praktizierte jedoch in Kiel. Das Haus, das die erste Zahnarztpraxis Schilksees beheimatete, wurde 1970 abgerissen und von den neuen Besitzern des Grundstückes durch einen Neubau ersetzt. Nachfolger von Dr. Frieda Lorenzen wurde Dr. med. dent Karl-Heinz Wille in der Schilkseer Straße. Sein Nachfolger, Dr. Friedrich Staib übernahm etwa 1960 die Willesche Praxis in der Schilkseer Straße 201, um rund 10 Jahre später den Neubau Langenfelde Nr. 182  zu übernehmen.
Bei den Zahnärzten stellte sich Normalität  in Schilksee erst nach der Eingemeindung ein. Lange Zeit haben hier Dr. Friedrich Staib und Dr. Rolf Nahrwohld als Zahnärzte gearbeitet. Ihre Praxen werden durch ihre Nachfolger C. Ramm bzw. Dr. Krummel weiterbetrieben. Dr. Friedrich Staib hatte Anfang der 60er Jahre in der Schilkseer Straße 201 begonnen und bezog einige Jahre später die Praxis Langenfelde schräg gegenüber dem Ankerplatz. Dr. Rolf Nahrwohld starb im Alter von 47 Jahren, kurz bevor er einen Arbeitstag in seiner Praxis beginnen wollte. Als dritte Zahnarztpraxis ist die von Dr. Joachim Andruleit begründete Praxis in der Schlimbachallee zu nennen, die noch heute im Familienbesitz ist.

2. Ärztliche Versorgung als Kriegsfolge
Der Krieg als Vater aller Dinge - was die medizinische Versorgung Schilksees betrifft, so stimmt dieser sonst fragwürdige Satz aus dem 19. Jahrhundert. Durch den 2. Weltkrieg kamen zwei Humanmediziner als Marineangehörige nach Schilksee: Dr. Bartels, der einige Jahre in Seekamp praktizierte - bei ihm arbeitete die Deern, die am 24. Dezember 1926 geboren wurde - und eine bis heute populäre und unvergessene Person, die untrennbar mit Schilksees Nachkriegsgeschichte verbunden ist: Dr. Heinz Seesko, Stabsarzt. Er kam nach seinen Aufzeichnungen am 11.5.1945 von der Halbinsel Hela auf einem Fährpram der Wehrmachtspioniere in Schilksee an. Kurzfristig begann der gelernte Chirurg mit der Arbeit im provisorischen Lazarett, das aus dem Strandhotel und umliegenden Baracken  bestand. Dort wo in Friedenszeiten gegessen und getanzt worden war, fanden nun - unter britischer Aufsicht - Operationen statt: Rollappenplastiken und Granatsplitterentfernungen jeder Art. Doch nicht nur Soldaten wurden versorgt. Dr. Seesko berichtete später von dem besonders originellen Fall einer Schilkseer Fischersfrau:

 "(Sie) ... mußte mit echt (schleswig-)holsteinischer Gründlichkeit ihre Fenster putzen und fiel dabei vom 1. Stock  aus dem Fenster. Knöchelbruch, die Sache entbehrte nicht der Komik. Die Frau wurde unter englischer Bewachung von 2 meiner Sanis auf einer Trage ins Strandhotel gebracht, um dort geröntgt und eingegipst zu werden."   (13.5.1945)

Obdach fand Dr. Seesko zunächst im Café Baasch. Es war eine für die Zeit außergewöhnliche gute Wohnung. Ihre  Qualität wurde nur noch von der Verpflegung im Café übertroffen, da die Tochter Helene Anna den Bauern Heinrich Hans Kähler geheiratet hatte und so die Versorgungslage gut wie auf einem Bauernhof war.  Nach Auflösung des Lazarettes und seiner Entlassung aus der zunächst folgenden Kriegsgefangenschaft wurde Dr. Seesko auf Betreiben des Schilkseer Bürgermeisters als Flüchtlingsarzt zugelassen, was für die fünf Schilkseer Lager dringend nötig war. Außerdem eröffnete Dr. Seesko seine Praxis, zunächst in einer der Baracken am Hafen, dann in der Ulmenallee neben dem Café Baasch. Den Umfang der  Praxisausstattung kam man aus heutiger Sicht kaum nachvollziehen: Blutdruckmeßgerät, eine Reihe chirurgischer Instrumente aus der Lazarettauflösung, Bunsenbrenner, Elektrokocher, einige Reagenzgläser sowie eine Pritsche als Untersuchungstisch. Wie auch immer - die Schilkseer mußten zur ärztlichen Behandlung nicht mehr weite Wege zurücklegen. 1951 - die Praxis war inzwischen deutlich besser ausgestattet - bekam Dr. Seesko dann auch seine endgültige kassenärztliche Zulassung und konnte eine Familie gründen.

Nicht allein typisch für Schilksee, sondern kennzeichnend für die damalige allgemeine Situation  waren die Arzthonorare. Dr. Seesko hatte in den ersten Jahren nach der Währungsumstellung eine Quartalsabrechnung von 300 Krankenscheinen, für jeden gab es 5 DM, Sondersachleistungen und Besuche extra. Trotz der harten Jahre waren die Bemühungen der Seeskos - seine Frau arbeitete mit an der Praxis - von Erfolg gekrönt. 1961 konnten an der Schilkseer Straße die neuen Praxis-Räumlichkeiten sowie die Wohnung bezogen werden, das Haus in der Kurallee war zu klein geworden.

Um Dr. Seesko ranken sich noch heute viele Geschichten, die immer wieder erzählt werden. Da ist zum einen die Geschichte von einer Prügelei, bei der der eine Kontrahent dem anderen den Finger bis auf die Sehne durchgebissen hatte. Dabei waren die beiden Kampfhähne keine heißblütigen jungen Leute, sondern gestandene Männer von über 60 Jahren! Legende sind auch die Fahrzeuge des "Doktors".  In den ersten Jahren war es ein Fahrrad, es war von einem Fischer geliehen, einem Arzt stand kurz nach dem Krieg nicht einmal ein Bezugsschein für einen Drahtesel zu. Nach der Währungsreform, als man wieder alles kaufen konnte, schaffte Dr. Seesko sich ein gebrauchtes Motorrad an, mit dem er häufig den Deich zwischen Schilksee und Strande dreimal hin und her laufen mußte, bis die Maschine endlich ansprang. Standesgemäß war schließlich ein PKW der Firma DKW, ein Wagen, an den sich viele Zeitzeugen so gut erinnern wie an seinen Fahrer. Als Arzt und Mensch genießt Dr. Seesko auch heute noch bei denen, die ihn kannten und sich von ihm behandeln ließen, einen außergewöhnlichen Ruf. Gerühmt wurden vor allem seine chirurgischen Fähigkeiten, z.B. beim Entfernen von krankhaften Hautpartien. Dies machte er so gut, das würde - den Erzählungen der Patienten nach - jeder Schönheitschirurg heute nicht besser machen können. Aber auch bei anderen Therapien war er häufig seiner zeit voraus. Später - als Dr. Seesko in die Jahre kam und ihm vieles nicht mehr so leicht fiel - nahm seine Frau ihm manche Arbeit am Patienten ab.  Auch die Gabe beider Seeskos, mit Kindern umgehen zu können, ist in Schilkseer  Geschichten immer wieder beschrieben worden (siehe Kapitel: Menschen an der Steilküste).

Die schönste Geschichte von Dr. Seesko erzählt immer wieder gerne der Neffe von Dr. Frieda Lorenzen, der TSV-Vorsitzende Uwe Lorenzen:

"Meine Tante lag eines Tages, es war am ..... , abends leblos im Bett. Dr. Seesko wurde gerufen. An diesem Abend hatte er seinen wöchentlichen Skatabend im Dorfkrug. Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war und einige Runden ihren Abnehmer gefunden hatten, war Heinz Seesko naturgemäß nicht mehr so ganz nüchtern, als er zum Lorenzenschen Haus gefahren wurde. Er setzte sich neben Tante Frieda, nahm ihr Handgelenk, versuchte konzentriert den Puls zu fühlen, runzelte die Stirn, beugte sich vor und sah seine Patientin an: ,Mensch, Frieda, du bist ja tot!´ " (1954 in Schilksee)

Modernes Gesundheitswesen in Schilksee
Mit Dr. Heinz Seesko begann die Entwicklung zu einer modernen Arztversorgung in Schilksee. Er wohnte bis zu seinem Tode im Jahre 1983 in Schilksee, nachdem er im Jahre 1978 die Praxis an seinen Nachfolger, den Internisten Dr. Strobel aus Strande, übergeben hatte. Die Praxen Dr. Bartels und Dr. Seesko blieben nicht die einzigen in Schilksee. Mit dem Bau immer neuer Wohnungen nach der Eingemeindung 1959 im Bereich Schilksee-Mitte wuchs auch der Bedarf zusätzlicher ärztlicher Versorgung, die seit 1976 durch einen Internisten (Dr.  Gloger, mit seiner Frau zusammen bis zu deren Tod) und einen praktischen Arzt (Thomas Miklik) wahrgenommen wird. Der Vorgänger von Thomas Miklik war lange Jahre Dr. Helmut Stumpenhausen (ca. 1970 bis 1991).

Die Rezeptsammelstelle im Bunker
"Ja! Aber ... ," hieß es vor einmal bei einer Diskussion über die Schilkseer Ärzte in der Nachkriegszeit, " ... es gab doch gar keine Apotheke. Die gab es tatsächlich erst nach 1972 am Ankerplatz, bis Mitte der 80er Jahre war daneben sogar eine Drogerie. Bis kurz vor den Olympischen Segelwettbewerben gab es statt einer Apotheke in Schilksee eine Rezeptsammelstelle bei Frau Zimmer im Bunker. Man gab dort sein Rezept ab, dies wurde zusammen mit den anderer Patienten zur Rosenapotheke in Pries-Friedrichsort gebracht und am nächsten Tag konnte man sich sein Medikament bei Frau Zimmer abholen.
 


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Hannelore Pieper-Wöhlk, Dr. Dieter Wöhlk, 3/2002

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