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Een, twee, dree! He lücht!

Plattdeutsche Redensart, wenn einer auf besonders schöne Weise nicht die Wahrheit sagt

Menschen an der Steilküste

Geschichten aus Schilksee

Überall wo Menschen leben, ranken sich Geschichten um ihr tägliches Dasein. Warum sollte es in Schilksee anders sein? Eine ganze Reihe dieser Geschichten haben wir in die einzelnen Kapitel eingeflochten: die Geschichte vom Seekamper Gänsehirten, der bei seinen Lebensrettern schließlich sein Leben verliert, von den Fischern, die lieber Granaten fischten, von der Alkohol-Grippe des Lehrers usw. . Hier sind noch ein paar weitere Geschichten von den Menschen an der nördlichsten Steilküste der Kieler Förde, alte Geschichten, neue Geschichten. Einige haben wir selbst erlebt, einige aus erster Hand erzählt bekommen, andere sind wohl schon wiederholt weitererzählt worden. Ob aber wirklich alles so war, wie es erzählt wird ... ?

Friedas Sauce war zu lecker!

Wenn bei Kaffee, Bier oder Wein in den Erzählungen der Schilkseer der alte Dorfkrug wieder zu erstehen scheint, dann werden auch immer wieder die Kochkünste von Frieda Orth, der Wirtin gerühmt. Wie gut das Essen war, macht die folgende kleine Geschichte deutlich: Es war - mal wieder - Sparclubessen im Dorfkrug: Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, alles ausgezeichnet - wie immer. Aber am besten war die Sauce. Und die war so schnell weg, daß Frau Orth gar nicht rasch genug Nachschub heranschaffen konnte. In kürzester Zeit waren alle Saucen-Vorräte aufgebraucht. Die Wirtin stand vor einem Rätsel. Dabei war die Auflösung ganz einfach. Die Sauce schmeckte so außergewöhnlich gut, daß eine Reihe Sparclubmitgliedern, allen voran der damalige Bürgermeister, Fleisch und Beilagen links liegen ließ und die vorzügliche Sauce in großen Portionen wie eine Suppe aus den Tellern löffelte. Darauf hatte sich die Köchin natürlich nicht eingerichtet!

Groten Hans und Fliederbeersupp

Der längst pensionierte Landbriefträger im Gebiet der Friedrichsorter Straße und Schilkseer Straße, Bezeichnung Land 3, erzählte: "Die Tour ging mit dem Fahrrad - Führerschein hatte ich noch nicht - vom Postamt in Pries-Friedrichsort Richtung Norden bis zu den Höfen Scheidekoppel und Kahlenberg. Überall, wo ich eine Sendung abzugeben hatte, gab es einen Schnaps. Glücklicherweise gab es auf Scheidekoppel - die waren so gastfreundlich - immer was zu essen. Nur manchmal wunderte sich meine Frau, daß ich hungrig nach Hause kam. Da gab es bei Schütts Groten Hans oder Fliederbeersupp mit Klümp. Das war - ich war ja nicht von hier - nicht so recht mein Geschmack!"

Die Nackte von Seekamp

Bei der Besichtigung der Skulpturen von Hans Kock im alten Gutshaus von Seekamp umschweifte der Blick eines älteren Herren die Porzellanfigur eines traumhaft schönen und vor allem nackten Mädchenkörpers. Die Augen des offensichtlichen Kunstkenners betrachteten die Figur von allen Seiten, unübersehbar jedes Detail begutachtend. Der Blick wanderte behutsam von oben nach unten, von rechts nach links. "Was die Natur so alles schönes hervorbringt!" sagte ich zu ihm, nachdem ich ihn einige Minuten bei seinen Porzellan-Studien betrachtet hatte. "Ja!" antwortete er mit nachdenklicher Stimme und nach einer Kunstpause vernahm ich: "Denkt man gar nicht, was es alles so gibt!" während er zufrieden und verschmitzt lächelnd den Raum verließ.

Sein Freund, der Arzt

Wer kennt die Situation nicht: Ein in der Arztpraxis beim Anblick des ersten weißen Kittels wie am Spieß schreiendes Kind und gestreßte Eltern, meist nur die Mutter, die schweißgebadet und verzweifelt hofft, daß die Zeit vergeht: ´Wann wird das endlich ein Ende nehmen?´ Egal, ob einfache Routineuntersuchung oder schmerzhafte Mittelohrentzündung, der weiße Kittel öffnet alle Schleusen der Tränendrüsen und läßt die Stimme des kleinen Jungen rekordverdächtige Lautstärken produzieren. 'Warum gerade mein Kind?' flogen vor vielen Jahren jedesmal die Gedanken durch den Kopf einer verzweifelten Schilkseer Mama. Als wenn alle anderen Kinder anders wären! So war die Mutter des kleinen, immer wieder schreienden Schilkseer Jungen froh, als er endlich so alt war, daß sie mit ihm nicht mehr unbedingt zum an sich kinderfreundlichen Prieser Kinderarzt mußte, sondern den praktischen Arzt Dr. Seesko in der Schilkseer Str. 182 als behandelnden Arzt aussuchen konnte. Erstens war das viel näher an Zuhause und zum anderen: hier würde sicher alles anders sein, vielleicht gab es kein Geschrei mehr. Der erste Besuch schien auch tatsächlich vielversprechend zu beginnen. Keine Ängste, kein Geschrei! Bis dann die Sprechstundenhilfe, mit einem freundlichen "Der Nächste bitte!" erschien und ... mit ihr ein weißer Kittel. "Ääääääääääääh!" dröhnte es markerschütternd und mitleiderregend. Doch Dr. Seesko reagierte unerwartet: "Ja, wenn dich der weiße Kittel stört, dann ziehen wir den einfach aus!" Tat's und hatte den Jungen schlagartig beruhigt, und zwar ein für alle mal. "Das ist mein Freund!" hieß es von nun an aus dem Munde des Kleinen, wenn ein Arztbesuch bei Dr. Seesko anstand, dem Arzt ohne weißen Kittel, aber mit viel Verständnis für die Psyche eines Schilkseer Jungen. Ja und was ist aus dem Jungen geworden: Heute ist er von Beruf ... . Raten Sie doch mal! Richtig! Mediziner!

Funksignale aus dem Haus des Reeders

Die folgende Geschichte zeigt uns, daß große Ereignisse häufig durch unscheinbare, meist unbekannte Geschehnisse maßgeblich beeinflußt werden. Es war im Kriege 1939/45 in einem schneereichen Winter, als ein Schilkseer Bürger im Schnee um das Haus des Reeders Grammerstorf Fußspuren entdeckte. Heute wäre dies kein Anlaß für eine größere Aktion, aber es war Krieg, es herrschte ein Gewaltregime in Deutschland, die Männer waren größtenteils an der Front und - das war mit entscheidend für die Besonderheit des Vorfalls - das Haus war zu der Zeit unbewohnt! Sofort wurden Polizei und Wehrmacht alarmiert, das Gelände, Steilküste, Strand und die zwischen dem Haus und dem heutigen Ankerplatz seinerzeit liegenden Kleingärten weiträumig umstellt und abgeriegelt. Und tatsächlich konnte man einen Mann festnehmen, der versuchte, Richtung Falckensteiner Strand zu flüchten, als der die Maßnahmen von Uniformierten gewahr wurde. Er war ein englischer Spion, der auf dem Boden des leerstehenden Hauses eine Funkstation eingerichtet hatte, mit der er den Kiel anfliegenden Bomberverbänden Orientierungssignale zufunkte. Woher er kam, wußte man nicht, und was aus ihm wurde...? Man kann es sich wohl denken!

Nette Nachbarn gibt es

Kurz nach Fertigstellung des Olympiazentrums war in der Zeitung eine interessante Meldung zu lesen. Eine ältere Schilkseer Dame hatte die Polizei alarmiert, weil sich eine junge Frau - Erregung öffentlichen Ärgernisses! - nackt auf dem Balkon ihres Hauses sonnte. Die Beamten stellten fest: man mußte schon an einem besonders günstigen Standort stehen und mit einigen Verrenkungen sowie vermittels eines leistungsfähigen Fernglases den im übrigen bei den Beamten wohl wenig Ärgernis erregenden Anblick zu erhaschen. Um einen optischen Genuß bereichert, konnten die Polizisten ansonsten ohne weitere Maßnahmen abziehen. Wie heißt es doch noch: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, ... .

Keene halven Äppels!

Es muß so in den 20er Jahren gewesen sein. An der Dorfstraße wohnte in einer Kate im Dorf eine Tagelöhnerfamilie, die auf einem der Schilkseer Bauernhöfe ihr Brot verdiente. Der Hofbesitzer, ein Mann von fast zu vornehmer Art, ritt gerne nach getaner Arbeit aus, um hoch zu Roß seinen Besitz und das Dorf zu erkunden: Ritt durch die Gemeinde! So kam er eines Tages auch an der besagten Kate vorbei, deren Besitzer, ein gewisser Voß, besonders stolz auf seinen Apfelbaum war. Der Kalender zeigte Spätsommer an, der Baum hing voll schöner großer Äpfel und ragte außerdem - das muß man wissen - mit einigen Zweigen ein kleines bißchen über den Zaun auf des Hofbesitzers Koppel. Letzterer grüßte im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab den gerade am Zaun stehenden Apfelbaumbesitzer und sagte im volkstümlichen Platt: "Na, Voß, de halven Äppels awers sünd mien!" "Dat deit mi ja bannig leed," antwortete der Angesprochene mit einem hintersinnigen Lächeln, "dor is keen een halven Appel an den ganzen Boom dran!"

Der (falsche) Stier von Seekamp

Sie kennen natürlich die Geschichte, daß Johann Wilhelm Olde einen Stier für 800 Mark, sein Sohn Hans das Gemälde von eben diesem Stier für 8000 Mark verkauft haben soll, welches den Alten dazu brachte, endlich zu akzeptieren, daß sein Sohn Maler und nicht Landwirt wurde. Aber diese Geschichte meinen wir gar nicht, wenn sie auch viel mit der folgenden zu tun hat. Es war der 3. Juni 1994, auf Seekamp wurde wieder einmal gebrahmst und dazu wurden Verse und anderes von und über Liliencron rezitiert. In der Pause entdeckten wir in der Ausstellung einen unscheinbaren Kasten mit Postkarten: eine davon zeigte auf der Vorderseite das bekannte Oldesche Gemälde von der Melkerin und den Kühen. Hinter uns standen zwei ältere Damen, sahen uns über die Schultern und interessierten sich offensichtlich genau für diese Karte. "Sieh da!" hörten wir eine der beiden sagen. "Der berühmte Seekamper Stier!" Die Dame hatte bestimmt nicht Naturkunde bei Otto Probst gehabt!

Die Zähne und die Schilkseer Schule

"I c h will nicht zur Schule", stellte der vierjährige kleine Junge aus dem Funkstellenweg kategorisch fest. "Aber warum denn nicht?" "Wenn man in die Schule geht, dann fallen einem die Zähne aus!"
 
 

Das neue Pferd

Im Dorf in der Nähe der alten Meierei vermißte ein Schilkseer Ehepaar eines der zwei Pferde des Nachbarn und stellte fest, daß ein neuer stattlicher Hengst das alte Pferd ersetzt hatte. Dies neue Tier stand jedoch regelmäßig in bzw. vor dem Stall und wurde im Gegensatz zu dem anderen Pferd, welches wie eh und je regelmäßig bewegt wurde, nie geritten oder auch nur irgendwo hingeführt. "Kein Wunder, daß der Hengst immer dicker wird", hatte der Ehemann fachmännisch festgestellt. "Sogar richtig hervortretende Adern hat er am Bauch!" hatte seine Frau ergänzt. Beide berichteten später, wie sie eines Tages sich die Wiese mit den Ställen und Pferde wieder anschauten und feststellen durften: Der Hengst war inzwischen wieder ganz schlank geworden und neben ihm stand .... quietschvergnügt ein Fohlen!!!!!!

Immer schön links halten!

Die Verwandtschaft aus Gammelby kam mit Begleitung zum Geburtstag im Dorf und wollte spätabends im Dunkeln von Schilksee über Dorf Pries via Birkenmoor zur Chaussee Kiel - Eckernförde zurück. Es hieß: "Fahrt vorsichtig und haltet Euch links, damit Ihr nicht in den Koppelteich fahrt!" Sie hielten sich strikt an die Anweisungen, blieben links, fuhren den den heutigen Funkstellenweg entlang und ... landeten beinahe doch im Wasser, an der Steilküste nämlich, etwa da, wo heute der letzte Sendemast steht!!!!!

De feine Posten

Zwei der Schilkseer Bauern hatten in Kiel zu tun und gönnten sich nach erfolgreichem Abschluß der Geschäfte in einem vornehmen Restaurant ein gutes Essen mit reichlich dazu passenden Getränken. Ihre lautstarke Unterhaltung in derber bäuerlicher Sprache nervte am Nebentisch offensichtlich einen sehr gut gekleideten älteren Herren. Dieser stand schließlich auf und sagte gereizt: "Was erlauben Sie sich? Ich bin Obergerichtsrat!" Einer der beiden Schilkseer antwortete ruhig: "Dat is een feinen Posten! Den holen Se man fast!"

Otto Kohn

Der Fischer Otto Kohn erzählt der Tochter von Sommergästen eine wahre Geschichte:

" ... und dann heff ick een Fisch rut holt, ...!"



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