Rettungswesen
in Schilksee
Das Rettungswesen in Schilksee gliederte bzw. gliedert sich in drei Bereiche:
1. Die
Freiwillige Feuerwehr Schilksee
mit Jugendfeuerwehr
verschiedene Feuerwehr-Links
2. Der
Rettungswagen
3. Die DGzRS (Deutsche
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) (siehe unten) Update
Januar 2007
DGzRS-Stationen
an der Ostsee
Die
Freiwillige Feuerwehr Schilksee www.feuerwehr-schilksee.de
Im Gegensatz zu anderen Gemeinden um Kiel herum behielt Schilksee verhältnismäßig lange eine sogenannte Pflichtfeuerwehr, deren Existenz schon im 19. Jahrhundert für die Gemeinden - wie der Name schon sagt - Pflicht war, einer Berufsfeuerwehr ähnelte, sich aber nicht bewährt hatte. In ihr diente interessanterweise mit Albert Sienkecht der Großvater des jetzigen Leiters der Schilkseer Feuerwehr. Neben der Pflichtfeuerwehr gab es auf Seekamp eine Feuerspritze, die ihren Aufbewahrungsort im inzwischen arg zerfallenen Verwalterhaus gleich neben der Einfahrt hatte. Daß eine Feuerwehr in Schilksee dringend notwendig war, hatte sich hier schon im letzten Jahrhundert gezeigt: 1860 war das Gutshaus auf Seekamp (Baujahr 1820) abgebrannt und wenige Jahre später, 1881, mußten auf Scheidekoppel gleich mehrere Gebäude nach einem Brand neu errichtet werden.
Erst
am 12.1.1930, Jahrzehnte später als die meisten Wehren von Kiel und
Umgebung, wurde auch in Schilksee eine freiwillige Feuerwehr
gegründet, sie ist somit eine der jüngsten Wehren des heutigen
Stadtgebietes. Mehr als 30 Jahre behielt sie ihren ersten Wehrführer,
den Maurer Julius Harm aus der Ulmenallee. Schon im Jahre 1931 kam
es zum ersten großen Einsatz nach der Gründung: Feuer
im Dorfkrug. Große Teile des Gebäudes wurden zerstört.
Obwohl es sehr danach aus sah, als wäre der Brand gezielt gelegt worden,
konnte es nie geklärt werden, ob es tatsächlich Brandstiftung
war! Der Dorfkrug wurde - vor allem in der vom Feuer besonders betroffenen
Nordhälfte neu aufgebaut und erhielt so ein verändertes Aussehen.
Das Feuerwehrhaus - von der Pflichtfeuerwehr übernommen - lag bis in die 50er Jahre in unmittelbarere Nähe des Koppelteiches an dessen Nordufer gegenüber der späteren Postsiedlung. Der Teich diente als Quelle für Löschwasser. Die Ausrüstung zur Brandbekämpfung war denkbar primitiv: eine von Pferden gezogene Handdruckspritze. Als im Krieg im Jahr 1941 (nach einem Bombenabwurf) auf Seekamp Gebäude brannten, erlebt die alte Spritze ihren letzten Einsatz und wurde anschließend durch moderneres Gerät ersetzt, welches zunächst durch einen Bulldog-Schlepper, später durch einen Horch- (heute: Audi) PKW gezogen wurde. Die Einsätze dieser Spritze und ihres Zugfahrzeuges führten im Kriege z.T. weit über die Gemeindegrenzen hinaus sogar bis nach Hamburg: eine im Kriege übliche Praxis, die auch Hamburger Feuerwehrleute z.B. nach Kiel geführt hat.
Seit dem 17.2.1934 war neben anderen Wehren des Kieler Umlandes auch die Freiwillige Feuerwehr Schilksee mit Fahrzeug und Gerät der Feuerwehr des Ortspolizeibezirks Kiel zugeordnet, im 2. Weltkrieg gliederte man sogar die Berufsfeuerwehren als Feuerschutzpolizei in das Polizeiwesen ein, ihre Angehörigen hatten als Mitglieder der Feuerschutzpolizei des Status von Polizeivollzugsbeamten (Erste Durchführungsverordnung zum Gesetze über das Feuerlöschwesen vom 27.9.1939). Nur die Freiwilligen Feuerwehren wurden - neben Pflicht- und Werksfeuerwehren - weiterhin offiziell als Feuerwehr bezeichnet. Den Gemeinden wurde vorgeschrieben, ob Freiwillige oder Pflichtfeuerwehren neben der Feuerschutzpolizei aufzustellen waren. In jedem Fall unterstand die gesamte Feuerwehr dem Leiter der Feuerschutzpolizei und damit dem Polizeiwesen. Von den Feuerwehrmännern wurde damals i.a. militärische Vorbildung als Voraussetzung für ihre Tätigkeit verlangt.
Über weitere Details der Arbeit der Schilkseer Feuerwehr ist leider nichts zu berichten, da die Unterlagen im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg fast vollständig verloren gingen.
Mit
dem Ende des Krieges und des Zusammenbruches der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft kam für die Freiwilligen Feuerwehren nicht nur in
Kiel das Ende: sie wurden fast ausnahmslos aufgegeben oder lösten
sich selbst auf, so auch die Freiwillige Feuerwehr in Schilksee. Aber schon
am 2.8.1948 erfolgte die Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr
in der Gemeinde. 18 Aktive und 11 Förderer bilden einen bescheidenen
Anfang, ein voll motorisiertes Fahrzeug auf Unimog-Fahrgestell ließ
für die Zukunft hoffen. 1959 kam die Freiwillige Feuerwehr Schilksee
durch Eingemeindung als dritte freiwillige Wehr zum Stadtfeuerwehrverband
Kiel. In diesem Zusammenhang erhielt sie statt des Unimog ein Fahrzeug
von der Firma Ford. Bis kurz nach dem 50jährigen Bestehen (großes
Fest am 10.7.1981 in der Vaasa-Halle) sollte es dauern, bis
die Feuerwehr nach
Provisorien beim Strandhotel sowie am Kurpark ein neues großes Feuerwehrhaus
bekam. Das ehemalige Feuerwehrhaus am Kurpark steht noch heute
neben dem Gebäude der Sparkasse und dem des städtische Kindergarten.
Es beherbergt heute den Jugendtreff der Stadt Kiel. Der großzügige
Neubau
steht
leicht abseits der Schilkseer Str. 154b auf dem Gelände der ehemaligen
Halbhufe Kähler mitten im alten Dorfkern. Er bietet nahezu alles,
was eine moderne Feuerwehr benötigt: 2 Stellplätze für Fahrzeuge,
Schulungs- und Gruppenraum, Jugendraum u.a. .
Löschübung an der Ruine "Zum alten Schießstand", 70er Jahre
In
Schilksee war es Kiels 6. Jugendfeuerwehr, die ihre Jugendarbeit am
9. Oktober 1978 mit 25 Jungen unter der Betreuung des Jugendfeuerwehrwartes
Karl-Heinz Harms begann. Die offizielle Bestätigung erfolgte am 2.3.1979.
Seitdem arbeitet die Jugendfeuerwehr mit großem Erfolg unter aufmerksamer
Beachtung durch die Bevölkerung. Die Schilkseer
Jugendfeuerwehr stellt nicht nur durch Nachwuchsschulung den Feuerschutz
im nördlichsten Stadtteil mittelfristig sicher, sondern hilft
auch z.B. bei Tagen der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Schilksee,
bei der Sicherung von Laternenumzügen der Kindergärten oder Aktivitäten
bei Hafenfesten.
Weihnachtsbasar der Freiwilligen Feuerwehr Schilksee 1999
Kindergeburtstag bei der
Feuerwehr, Herbst 1993
Die Leiter der
Schilkseer Feuerwehr in 70 Jahrzehnten:
Nur 4 Namen sind
hier zu nennen, die Schilkseer Feuerwehr hat also in ihrer Leitung über
die Jahrzehnte eine bemerkenswerte Kontinuität aufzuweisen:
Einige interessante Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Schilksee:12.1.1930 bis 1961 Julius Harm
1961 bis 1973 Werner Will
1973 bis Mai 1997 Ernst Bahr
seit Mai 1997 Joachim Sienknecht (Foto rechts)
- 1931
1. Brand des Dorfkruges
- März 1971
Scheunenbrand auf Kahlenberg
- 13. Juni 1973
Brand bei der MAK
"Millionenwerte
bei der MAK gerettet" (Schlagzeile der KN)
An diesem Tag geriet durch einen Kurzschluß im Transportkran
die ca. 3500 m² große Versand- und
Wareneingangshalle der MAK im Nachbarstadtteil Friedrichsort in Brand.
In der unter Verwendung von reichlich
Holz gebauten Halle lagerten versandfertige Schiffsdiesel, Kurbelwellen,
Fertigteile u.a., alles im Werte von etwa 8
Millionen DM. Den eingesetzten Kräften, einem Löschzug der Werkfeuerwehr,
zwei Zügen der Berufsfeuerwehr
sowie Freiwilligen Feuerwehren, u.a. auch der aus Schilksee gelang
es zwar, benachbarte Hallen zu schützen, die
brennende Halle wurde völlig zerstört. Immerhin konnten
Materialien im Gesamtwert von 40 Millionen Mark
gerettet werden.
- 1973
Nachbarschaftshilfe: Scheunenbrand auf Knoop
- 10. 5. 77
desgl. auf Eckhof
- 10. 8. 83
Bootsbrand im Hafen
- Neujahr 84
brennende Garage am Prieser Strand
- 26. 2. 84
Yachtbrand Bootshalle Nord
- 21. 5. 84
Pyrotechnische Fabrik in Herwarth: Brandstiftung Lagerhalle
- 28. 1. 85
Explosion Fertigungshalle der pyrotechnischen Fabrik
- 18. 10. 83
2. Brand des Dorfkruges
- 20. 6. 99
Brand eines Supermarktes in Kiel-Holtenau (ehemaliges reetgedecktes
Bauernhaus)
Übung der Freiwilligen Feuerwehr Schilksee 1991 auf Hof Scheidekoppel
Weihnachtsbasar 2001
Übung der Jugendfeuerwehr 19.11.2001
Der Feuerwehrmann
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Nicht nur wenn es brennt braucht der Bürger Hilfe: 1965 wurde durch das "Gesetz über die Beförderung von Kranken" in Schleswig-Holstein die Grundlage für die Fortentwicklung des Unfallrettungsdienstes geschaffen. Neue Erkenntnisse aus Medizin, Technik und Kostenregelung brachten das "Rettungsdienstgesetz vom 24. 3. 1975" und die "Landesverordnung zur Durchführung des Rettungsdienstgesetzes vom 2. 6. 1978" auf den Weg. Auf Beschluß der Kieler Ratsversammlung vom 16. Februar 1978 wurde ein Notarztwagensystem in Kiel aufgebaut. Die Durchführung lag im Wesentlichen in den Händen der Berufsfeuerwehr. Dieses System arbeitet seit dem 1. November 1980 und unterhält insgesamt sechs Rettungsstationen, davon eine überaus erfolgreich in Schilksee: schon im ersten Jahr (1980/81) fanden nördlich des NOK über 300 Einsätze statt.
Häfen benötigen etwas ähnliches auf dem Wasser, was an Land die Feuerwehr ist, nur viel flexibler. Während in Laboe schon lange DGzRS-Boote (in den 50er Jahren die verhältnismäßig kleine "Spiekeroog", heute Seenotkreuzer "Berlin"), ständig einsatzbereit sind, hat Schilksee erst seit knapp 30 Jahren DGzRS-Boote. Zur Zeit sind es Seenotrettungsboot "Asmus Bremer" (benannt nach dem Altbürgermeister der Stadt Kiel) - Rufzeichen DF 7680 - sowie die baugleiche "Marie Luise Rendte" , besetzt mit Freiwilligen nun unter dem 2. Vormann Detlev Sass . Die Schilkseer Boote stehen in Zusammenarbeit mit der "Berlin" und dem Seenotrettungsboot "Bootsand", ebenfalls in Laboe stationiert. Die weit über 3000 Sportboote in den Sporthäfen der Kieler Förde, die regelmäßigen Regatten und natürlich die Berufsschiffahrt machen zwei Stationen erforderlich. 1972 wurde die Schilkseer Station aufgebaut, und zu den Olympischen Segelwettbewerben nahm sie ihre Arbeit auf. Zunächst bei der Vaasahalle beheimatet, ist die Station seit 1992 neben der Bauernstube einquartiert. Seit August 1999 befindet sich das neue Stationsgebäude an den Slipanlagen im Nordhafen „Vor 1972 schon habe hier ich junge Segler trainiert,“ erzählte Hermann Splieth (1. Vormann und Gründer der Station, aktiv bei der DGzRS in Schilksee von 1972 bis 2002, gestorben am 4. Oktober 2003), „da mußte ich bald mehr Segler mit dem Trainingsboot aus dem Wasser ziehen, als ich trainieren konnte. Und ein Rettungsboot von Laboe immer quer über die Förde kommen zu lassen, das war zu umständlich!“ So kamen zunächst kleine Boote, später -im September 1987 - die größere „Asmus Bremer“ und leitete eine neue Ära der Seenotrettung in Schilksee ein.
Rettungsboot "Asmus Bremer" im Olympiahafen Kiel-Schilksee (Foto: Wöhlk
(c))
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